Crying in Public

Kölnische Rundschau vom 24. Mai 2008

Wie weit bestimmen wir unser Leben selbst, und wo beginnt unsere Privatheit nur noch das Ergebnis politischer Strukturen zu sein? Fragen, die sich die vier Personen in Richard Aczels Theaterstück „Crying in Public“ stellen. [...]

 

Mit unerhörter Dynamik stoßen zwei Paare in diesem (auf englisch gespielten) Beziehungsstück aufeinander, das tragische und komische Momente fließend miteinander verbindet. Hintergrund der Geschichte bildet eine Stadt im Osten Europas, die über Jahrzehnte in einen sozialistischen und einen kapitalistischen Teil geteilt war. Hart prallen in dem nun vereinigten Gebiet die unterschiedlichen Erinnerungen aufeinander. Aczel gelingt genau jenes Kunststück, das man im politischen Theater so selten antrifft. Seine Personen werden zu Repräsentanten einer gesellschaftlichen Situation, und zugleich behalten sie ihre Identität als Individuen.

 

So kann man „Crying in Public“ denn auch als Beziehungsschlacht sehen, die Spannung und Sinnlichkeit aus ihren intelligenten Dialogen bezieht. Das [...] Bühnenbild banalisiert die Story zwar [...], aber die vier eindrucksvoll agierenden Schauspieler verleihen dem Stück Überzeugungskraft. Bernd Rehse, Wiebke Kuttner, Stefan Bohne und Dorothea Förtsch spielen mit einer Sicherheit, die das mörderische Tempo der Dialoge trägt. Eine intelligente Inszenierung, die bis zum letzten Bild packt.